Hiob 6

Zürcher Bibel

1 Da antwortete Hiob und sprach:2 Würde doch mein Unmut gewogen und mein Unglück dazu auf die Waage gelegt. (Hi 31,6)3 Es ist nun schwerer als der Sand der Meere, darum waren meine Worte unbedacht.4 Die Pfeile Schaddais stecken in mir, mein Geist hat ihr Gift getrunken, die Schrecken Gottes greifen mich an. (Hi 16,13; Hi 30,15; Ps 38,3; Kla 2,4)5 Schreit denn ein Wildesel, wenn er Gras hat, oder brüllt ein Rind, wenn es sein Futter hat? (Hi 30,7)6 Isst man Fades ohne Salz, und findet man Geschmack am Schleim des Eibisch[1]?7 Ich sträube mich, es anzurühren, es ist wie verdorbenes Brot.8 Käme doch, worum ich bitte, und gäbe Gott, worauf ich hoffe.9 Wollte Gott mich doch zermalmen, seine Hand ausstrecken und mich abschneiden. (4Mo 11,15; 1Kön 19,4; Hi 7,16)10 So könnte ich mich noch trösten und tanzen in schonungslosem Schmerz, denn ich habe die Worte des Heiligen nicht verleugnet. (Hi 23,12)11 Was ist meine Kraft, dass ich ausharre, und was ist mein Ende, dass ich mich gedulde?12 Ist denn meine Kraft die Kraft von Steinen, und ist mein Fleisch aus Erz?13 Ich selbst kann mir nicht helfen, und Rettung ist fern von mir! (Ps 22,2)14 Der Verzweifelte verdient das Mitleid seines Freundes, auch wenn er Schaddai nicht mehr fürchtet.15 Meine Brüder sind trügerisch wie ein Bach, wie Wasserläufe, die versickern, (Ps 38,12; Ps 41,10; Jer 15,18)16 die trübe sind vom Eis, in denen der Schnee sich verbirgt:17 In der Sommerglut sind sie verschwunden, wenn es heiss wird, sind sie an ihrer Stätte versiegt.18 Karawanen schlagen den Weg zu ihnen ein, sie ziehen hinauf in die Wüste und kommen um.19 Die Karawanen von Tema hielten Ausschau nach ihnen, auf sie hofften die Wanderzüge von Saba. (1Mo 1,15; 1Mo 25,15; Ps 72,10; Hes 27,22)20 Sie wurden zuschanden, weil sie vertrauten, sie kamen hin und wurden betrogen.21 So seid ihr jetzt für mich geworden. Ihr schaut das Schreckliche und fürchtet euch.22 Habe ich denn gesagt: Gebt mir etwas, und von eurem Vermögen bringt mir Geschenke,23 und rettet mich aus der Hand des Bedrängers, und kauft mich los aus der Hand der Gewalttätigen!? (Ps 49,16)24 Belehrt mich, und ich will schweigen, und erklärt mir, wo ich mich verging!25 Wie könnten aufrichtige Worte kränken? Und was tadelt euer Tadel?26 Wollt ihr etwa Worte tadeln? Und spricht der Verzweifelte in den Wind?27 Selbst um eine Waise würdet ihr losen, und um euren Freund würdet ihr feilschen.28 Wollt ihr euch jetzt nicht zu mir wenden? Ich lüge euch gewiss nicht ins Angesicht.29 Kehrt um, kein Unrecht soll geschehen, kehrt um, noch bin ich im Recht. (Hi 13,18; Hi 17,10; Hi 19,6; Hi 27,5; Hi 31,6; Hi 33,9; Hi 34,5)30 Ist denn Unrecht auf meiner Zunge, und schmeckt mein Gaumen nicht, was verderblich ist?

Hiob 6

Lutherbibel 2017

1 Hiob antwortete und sprach:2 Wenn man doch meinen Kummer wägen und mein Leiden zugleich auf die Waage legen wollte!3 Denn nun ist es schwerer als Sand am Meer; darum sind meine Worte noch unbedacht.4 Denn die Pfeile des Allmächtigen stecken in mir; mein Geist muss ihr Gift trinken, und die Schrecknisse Gottes sind auf mich gerichtet. (Ps 38,3)5 Schreit denn der Wildesel, wenn er Gras hat, oder brüllt der Stier, wenn er sein Futter hat?6 Isst man denn Fades, ohne es zu salzen, oder hat Eiweiß Wohlgeschmack?7 Meine Kehle sträubt sich, es aufzunehmen; es ist, als wäre mein Brot unrein.8 Könnte meine Bitte doch geschehen und Gott mir geben, was ich hoffe!9 Dass mich doch Gott erschlagen wollte und seine Hand ausstreckte und mir den Lebensfaden abschnitte!10 So hätte ich noch diesen Trost und wollte fröhlich springen – ob auch der Schmerz mich quält ohne Erbarmen –, dass ich nicht verleugnet habe die Worte des Heiligen.11 Was ist meine Kraft, dass ich ausharren könnte; und welches Ende wartet auf mich, dass ich geduldig sein sollte?12 Ist doch meine Kraft nicht aus Stein und mein Fleisch nicht aus Erz.13 Hab ich denn keine Hilfe mehr, und gibt es keinen Rat mehr für mich?14 Wer Barmherzigkeit seinem Nächsten verweigert, der gibt die Furcht vor dem Allmächtigen auf.15 Meine Brüder sind trügerisch wie ein Bach, wie das Bett der Bäche, die versickern, (Ps 38,12)16 die erst trübe sind vom Eis, darin der Schnee sich birgt,17 doch zur Zeit, wenn die Hitze kommt, versiegen sie; wenn es heiß wird, vergehen sie von ihrer Stätte:18 Karawanen gehen ihren Weg dahin, sie gehen hin ins Nichts und verschwinden.19 Die Karawanen von Tema blickten aus auf sie, die Karawanen von Saba hofften auf sie; (Hi 1,15)20 aber sie wurden zuschanden über ihrer Hoffnung und waren betrogen, als sie dahin kamen.21 So seid ihr jetzt für mich geworden; weil ihr Schrecknisse seht, fürchtet ihr euch.22 Hab ich denn gesagt: Schenkt mir etwas und bezahlt für mich von eurem Vermögen23 und errettet mich aus der Hand des Feindes und kauft mich los von der Hand der Gewalttätigen?24 Belehrt mich, so will ich schweigen, und worin ich geirrt habe, darin unterweist mich!25 Wie könnten redliche Worte betrüben? Aber euer Tadel, was tadelt er?26 Gedenkt ihr, Worte zu rügen? Aber die Rede eines Verzweifelnden verhallt im Wind.27 Ihr freilich könntet wohl über eine Waise das Los werfen und euren Nächsten verschachern.28 Nun aber hebt doch an und seht auf mich, ob ich euch ins Angesicht lüge.29 Kehrt doch um, damit nicht Unrecht geschehe! Kehrt um! Noch habe ich recht darin!30 Ist denn auf meiner Zunge Unrecht, oder sollte mein Gaumen Böses nicht merken?